Als Moderator des eröffnenden Podiums war Dr. Peter Frey, Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios, derjenige, der die Fragen stellte. Im Anschluss erklärte er sich trotz Zeitdrucks bereit, selbst ein paar Fragen zum Thema „Wehrhafte Demokratie“ zu beantworten.
Erst fragen, dann gefragt werden: Dr. Peter Frey, Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios (Foto: Odenahl, KAS).
In der Podiumsdiskussion haben Sie danach gefragt, was „Wehrhafte Demokratie“ heutzutage bedeutet. Was ist denn Ihre Position dazu?
Frey: Ich glaube, dass der Begriff Wehrhafte Demokratie vor allem historisch zu verstehen ist und vom Vokabular her eigentlich in die heutige Zeit übersetzt werden muss, damit junge Leute verstehen, was damit gemeint ist. Es geht darum, unsere pluralistische, freiheitliche Lebensweise zu verteidigen. Und uns darüber bewusst zu sein, dass der Staat das nicht für uns alleine erledigen kann, sondern dass jeder sich daran beteiligen muss.
Durch die politische Berichterstattung in Berlin sind Sie tagtäglich mit der Rolle der Medien im Hinblick auf unseren Staat und die „Wehrhafte Demokratie“ konfrontiert. Was leisten denn die Medien in Deutschland zum Erhalt der Demokratie?
Frey: Wir müssen vor allem vermitteln, was da auf der politischen Bühne passiert. Ohne dass die Bürger wissen, was passiert, können Sie die Demokratie ja gar nicht wertschätzen und dann auch nicht verteidigen. Dann ist immer die Frage der Mittel, wie tut man das? Ich glaube die Aufgabe des Journalisten ist es, das was politisch geschieht, kritisch zu begleiten. Dieser kritische Ansatz, indem man auf Fehler hinweist, damit Dinge auch verbessert werden können, um den müssen wir kämpfen und den müssen wir auch erhalten.
Journalisten sind ja manchmal selbst Opfer dieses Bestrebens des Staates, die wehrhafte Demokratie aufrecht zu erhalten, etwa durch Telefonüberwachung bei bestimmten Journalisten. Wie schätzen Sie diese Situationen ein?
Frey: Die Freiheit der Recherche muss unbedingt erhalten bleiben! Und Journalisten dürfen nicht in die Situation gebracht werden, dass sie zum Beispiel ihre Quellen, ihre Informanten preisgeben müssen. Da zeigt sich eben auch, wie viel Demokratie wirklich herrscht und wie viel Freiheitlichkeit herrscht, wenn es darum geht, die Bedingungen für journalistische Unabhängigkeit zu erhalten.
Der Begriff der „Wehrhaften Demokratie“ wird von anderen Staaten zuweilen verstanden im Sinne von präventiven Angriffen auf Länder mit anderen Regierungsformen. Können Sie aufgrund Ihrer Erfahrungen in anderen Ländern, wie z. B. den USA, sagen, wie die Medien in solchen Fällen am besten Einfluss nehmen sollten?
Frey: Ich glaube, dass das, was in Amerika in der journalistischen Begleitung des Irak-Kriegs passiert ist, keine Sternstunde des Journalismus war. Sondern dass wir Journalisten, wir eigentlich die angelsächsische Journalistentradition der Unabhängigkeit immer als unser Vorbild betrachtet haben, ein Stück weit zu nah dran waren an der Kriegsführung und an der Argumentation der Regierung. Sie haben das dann auch eingesehen, aber das dauerte doch eine gewisse Zeit. Man darf sich nicht vereinnahmen lassen! Auch wenn die Sache, um die es geht, gut ist. Man muss die kritische Distanz wahren. Und das ist das wichtigste für einen Journalisten!
Die Fragen stellte Sophie Läßle.